
Die Hippe-Meute hat sich auch ohne meinen Whiskey berauscht und ich ergattere am nächsten Morgen einen Platz zur Road to Hana. Diese 80 km lange Straße verläuft an der Nordküste von Maui in östlicher Richtung über 59 Brücken und 620 Kurven bis nach Hana, einem kleinen, verschlafenen Dorf mit wenigen 100 Einwohnern. Mein Gemütszustand ist äußerst wechselhaft. Außer mit dem Berner Pärchen fange ich hier mit niemand was an. Außerdem hab ich schlimme Magenprobleme. Wir halten am Wai´anapanapa Beach Park und mein Magen wird langsam besser. Die Farben des schwarzen Strandes, die grünen Palmen und das Blau des Ozeans sind atemberaubend.


Fish Taco bei Brotha Tadd´s
In Hana gönnen wir uns einen leckeren Fish-Taco bei Brotha Tadd´s und schauen einem kleinen hawaiianischen Kind beim Baden im Cooler zu. In diesem paradiesischen Fleckchen Erde haben sich eine Menge Promis wie Arnold Schwarzenegger, Oprah Winfrey oder Sean Connery niedergelassen. Die wissen schon warum. Der versteckte Red Sand Beach ist der Knaller schlechthin. Wahrscheinlich liege ich hier neben einem vollbärtigen James Bond und erkenne ihn nicht. Der Farbenmix aus blau, schwarz und rot mit natürlichen Wellenbrechern in der Bucht raubt mir auch hier den Atem.

Seven sacred pools
Hier könnte ich länger bleiben, aber wir müssen weiter zu den Seven Sacred Pools und einem riesigen Bambuswald mit einem Wasserfall am Ende. In der Dunkelheit machen wir uns auf den Heimweg. Die komplette Road to Hana zurück. Wir werden in der kurvenreichen, engen Straße ordentlich durchgeschüttelt und ein Bus muss wegen Übelkeit anhalten. Ich bekomme schlimmes Heimweh und will nur noch in mein eigenes Bett. Im Bungalow angekommen, bietet sich das gleiche Bild wie gestern. Party und Schnapstrinken aus einem Surfboard bis zum Abwinken. Und das nach einer 13-Stunden-Tour. Grölende Leute, soweit das Auge reicht, die nicht genug bekommen. Ich beschließe, dass Backpacken definitiv nichts für mich ist. Ich will abends meine Ruhe. Bin wohl zu alt für so was. Bin gespannt, ob ich das noch 3 Nächte aushalte.
Hana wollen wir nochmal in Ruhe genießen, so entscheiden sich die Schweizer und ich, kurzerhand ein zweites Mal den anstrengenden Weg auf uns zu nehmen. Wir wollen eine Nacht im Paradies verbringen, abseits von Ghetto und Tourismus. Unseren ersten Stop haben wir wie letzte Woche schon an der Brücke am Fluss. Diesmal traue ich mich und springe aus 4 Metern Höhe in den engen blauen Pool unter mir. Das Wasser ist so herrlich blau und erfrischend, dass mein Sonnen-Kopfweh danach weg ist. Auch ein Bad im Wasserfall ein paar hundert Kurven weiter ist noch drin. Und ein kleiner Spaziergang zu tollen bunten Bäumen. Dann wieder leckerer Fish-Taco bei Brotha Tadd´s.
In Hana erwartet uns dann eine große Überraschung. Unsere Unterkunft, „Hale Hana Bay“, wird vermutlich die traumhafteste Location der ganzen Tour bleiben. Sie liegt direkt am Meer mit Blick auf einen palmenumsäumten schwarzen Sandstrand. Unsere Veranda ist von Kokospalmen umgeben und ich werde morgen mit Blick aufs Meer aufwachen. Das ganze Haus für 40 $ pro Nase. Dagegen ist eine Nacht im Ghetto für 28 $ eine bodenlose Frechheit. Die große saubere Dusche ist eine Wohltat. Und jetzt sitze ich am Red Sand Beach, nehme ein erfrischendes Bad und schreibe bei einem kühlen Budweiser Tagebuch. Wir sind so froh, dem Ghetto für eine Nacht zu entfliehen und sind völlig erledigt von diesem wunderbaren Fleckchen Erde. Die Zeit ist hier stehengeblieben. Ein paar Ferienhäuser, eine Tankstelle und ein kleiner Supermarkt. Wir kochen zusammen Chili mit Nudeln und Tomaten mit Mozzarella und haben auf unserer Palmenveranda ein tolles Abendessen unterm leuchtenden Sternenhimmel. Können es kaum erwarten, zum Sonnenaufgang zu frühstücken. Wache um 5 auf und setze mich für eine Zigarette auf die Veranda und schaue den Sternschnuppen beim Fallen zu. Danach fängt es an zu regnen und auch sonst ist die Stimmung etwas getrübt, weil Nadine´s rote Pusteln immer mehr und größer werden. Wir fahren also ins Hana-eigene Health Center und der Arzt tippt wie ich auf Bed Bugs. Frühstücken Chili mit Reis, was meinem nervösen Magen nicht wirklich gut tut.

Das lässt den Tag etwas mühsam werden. Dazu die tropische Schwüle. Wir fahren zum Black Sand Beach und danach zu den Seven sacred Pools, an denen ich einen waghalsigen Mann beobachte, der aus mindestens 15 Metern Höhe in den Pool springt. Ich springe heute aus 15 cm Höhe und ruhe mich danach im Schatten aus, bevor wir uns über die schlaglochübersäte Dirt Road auf den Heimweg machen. Letztes Jahr waren hier überall frische grüne Wiesen. Jetzt ist alles grau und verdörrt. Schade. Finden dafür aber ein völlig verwahrlostes Auto und setzen uns nacheinander zum Fotoshooting hinein. Um halb 7 kommen wir im Ghetto an und ich feiere mit der Schweiz, Bayern, Russland und Tschechei bis 2 Uhr morgens…