Als es mir nach dem Studium und dem Tod der Mutter psychisch nicht gut geht, bekommt das auch mein guter Freund Martin Dorsch mit. Er ist 2003 mit seiner amerikanischen Frau Dana ausgewandert. Etwas besseres als Hawaii könne mir in meiner Situation nicht passieren, erzählt er mir. Die Vorstellung, einmal um die Welt zu fliegen, überfordert mich und ich lehne sein Angebot dankend ab. Erst ein Jahr später kommt das Thema erneut zur Sprache und als ich einer Freundin von meinen Plänen erzähle, ist sie so voller Abenteuerlust, dass wir kurze Zeit später unseren Urlaub für Ende Oktober buchen.
Uns erwartet ein 32 Stunden-Flug von Frankfurt über Chicago und San Francisco bis nach Honolulu. Die amerikanischen Einreise-Prozeduren und die langen Aufenthalte in Chicago und San Francisco, wo wir übernachten, kosten unzählige Nerven. Bei der Passkontrolle und den obligatorischen Fingerabdrücken (Nein, es reicht nicht ein Finger, es müssen mehrere sein), kommt man sich vor wie ein Verbrecher. Die Mitarbeiter des Flughafens arbeiten dabei in einem Tempo, dass man Sorge hat, den nächsten Flug zu verpassen. Und wehe, man gerät bei den zahlreichen Fragen ins Stottern. Warum denn Amerika, wie lange Amerika? Und ob man aus terroristischen Gründen einreisen will. Hätte zu gerne mal gewusst, was passiert, wenn ich diese Frage mit JA beantworten würde.
Der letzte 6-Stunden-Flug von San Francisco mit Aloha-Airlines, Stewardessen in Hawaii-Blusen und Videos über das Paradies vergehen hingegen wie im Flug. Die Bilder, die wir über die kleinen Monitore sehen, sind atemberaubend. Wir können kaum glauben, dass wir in wenigen Stunden selbst dort sitzen werden. Mittags steuern wir endlich bei strahlendem Sonnenschein Hawaii´s Hauptstadt Honolulu an. Schon der Flughafen ist eine Wucht. Viel kleiner als die deutschen und amerikanischen grauen Gebäude, wachsen hier Kokospalmen um und in die Terminals hinein. Trotzdem scheint alles sehr zivilisiert und fortschrittlich.
Wir holen unser Gepäck und schließen unseren Freund Martin in die Arme, der uns mit hawaiianischen Leis begrüßt. Diese Art des Willkommen-Heißens mit den geflochtenen Blumenketten war früher jedem Besucher der Inseln vergönnt.