Zum Sonnenuntergang an die Banzai Pipeline, dem bekanntesten Surf-Spot auf Oahu. Die „Pipe“ ist eine ganz besondere Welle, ist es hier doch fortgeschrittenen Surfern möglich, durch einen Tunnel der Welle zu surfen, um am Ende wieder herauszuschießen. Zu diesem Spektakel gibt es obendrauf einen goldenen Sonnenuntergang der seinesgleichen sucht. Surfer gleiten das glitzernde Wasser in der Abenddämmerung hinab. Ein Bild für Götter. Alex und ich haben einen lustigen Abend auf unserem dekadenten Balkon mit Meeresrauschen. Wir setzen uns noch an den Strand und werden von einer Polizistin mit großem Scheinwerfer überrascht. Wegen des Verbots, in der Öffentlichkeit zu Trinken, leeren wir unser Bier aus und vergraben die Flaschen im Sand. Dabei sucht sie nur einen Autobesitzer…

Ab Oktober ist die North Shore kaum wiederzuerkennen. Keine Familien mehr mit Kleinkindern, die ruhige Badetage am Strand genießen wollen. Stattdessen durchtrainierte Surfer, die das ganze Jahr darauf warten, sich endlich wieder in den Wellen zu messen.
Ich wache um halb 7 von lautem Lärm auf und sehe von unserem Balkon über dem Meer, dass sich heute riesige Wellen auftürmen. Ich kann es kaum erwarten, an den Strand zu gehen. Alex geht’s da etwas gemütlicher an und wir frühstücken im Shark´s Cove Grill. Dort hängt eine Surf-Map mit allen wichtigen Wellen der North Shore. Banzai Pipeline, Off the Wall, Log Cabins oder Rock Pile. Wir checken aus und der Hostel-Besitzer macht uns Appetit: „The first winter swell is coming“.


Was uns dann am Strand erwartet ist bombastisch. Übergroße Wellen, die ich so noch nicht gesehen habe. Der Pazifik ist wohl doch etwas anderes als das Mittelmeer. Sie sind 4 Meter hoch (was für Hawaii eher klein ist) und bauen sich schnell auf. Sie werden durch die Sonne grün angeleuchtet, brechen mit großem Getöse nahe am Strand und hinterlassen einen riesigen Schaumteppich. Die Strände sind gesäumt mit Schaulustigen, die die waghalsigen Surfer bestaunen. Besonders der Strandabschnitt „Rock Pile“ hat es uns angetan. Alex und ich verstehen uns super und genießen das „Eddie-Feeling“ der North Shore. Wir können es kaum fassen, an den bekanntesten Surf-Spots der Welt zu sitzen und das Glück zu haben, den ersten Wintersturm noch mitzuerleben.

Ich frage einen Surfer, der abgekämpft aus den Wellen kommt, ob er mir sein Brett für ein Fake-Foto leiht und er belächelt mich. Findet mich wohl ziemlich peinlich. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Wir können uns der Anziehungskraft der Wellen nicht entziehen und schauen geschlagene 8 Stunden den Surfern zu…