Die North Shore zeigt sich im Sommer von seiner ruhigen Seite. Wie schon vermutet sind die Wellen „like a pancake“, wie mir ein Surfshop-Besitzer erzählt. Ich lenke meinen Mietwagen in die Parkbucht der Waimea Bay und gönne mir, weil immer alles ausgebucht ist, den Behindertenparkplatz. Der Sprung vom 8 Meter hohen Lavafelsen ins grünblaue Wasser ist ein Vergnügen. Langsam bekomme ich ein schlechtes Gewissen wegen meines Autos, weil in Amerika gerne abgeschleppt wird. Das Auto steht noch. Dafür klebt an der Windschutzscheibe ein Strafzettel. Ich rechne mit 50 $ und traue meinen Augen nicht, als ich den Zettel über 260 $ aus dem Scheibenwischer ziehe. Die Wiese hätte mich 35 $ gekostet. Man lernt nie aus. Weiter vorbei an Banzai Pipeline, Sunset Beach und Kawela Bay, wo ich mir ein Nickerchen unter einer besonders schönen Kokospalme gönne. Dieser Strand ist einer der schönsten und ruhigsten und dient oft Hollywood oder TV-Serien wie LOST als Filmkulisse.

Backpacker´s North Shore
Ich checke in meinem Backpacker´s Hostel nahe Waimea Bay ein und werde freundlich empfangen. Sofort treffe ich Chris aus Ravensburg, der mir eine Menge von Hostels auf den anderen Inseln erzählt. Das klingt perfekt für mich und meine Motivation steigt, die nächsten Wochen einen auf Backpacker zu machen. Wir gehen zusammen mit Martin aus Freiburg an den Three-Tables-Beach zum Sonnenuntergang. Dort finden 3 Hochzeiten auf einmal statt. Der plötzliche Regen überrascht nicht nur uns sondern auch das Brautpaar. Hochzeit unterm Regenschirm am Strand. Nach der Trauung lassen sie sich von ein paar musizierenden lokalen Hippies zu Jack Daniel´s einladen. Ulkige Situation. Außerdem ist da Steffi, eine blonde Münchnerin, die in ein paar Tagen hier ihr Auslandssemester in BWL absolvieren wird. Sie ist unglaublich offen und lustig. Ich kann mein Glück kaum fassen und wir sitzen zusammen mit ihrem Freund Marcus aus LA bis spät in die Nacht zusammen und unterhalten uns bei reichlich Bier über Erlebnisse auf den anderen Inseln.

Wache um 8.00 verschlafen auf. Trotzdem wird die geplante Wanderung durchgezogen. Ich kann nahezu alle Bewohner im Hostel überreden und so starten wir gegen 10.00 zu einer einfachen aber wunderschönen 3-stündigen Tour. Mir haben viel Spaß, besonders Marcus ist ein durchgeknallter Freak, der nur Unsinn im Kopf hat. Wir haben tolle Ausblicke in grüne Täler und über die gesamte North Shore. Mittags sind dann wegen der starken Sonne alle müde und Marcus, Steffi und ich klappern nacheinander die schönsten Strände der North Shore ab. Wir sind wahnsinnig gut drauf und gewähren anderen Autofahrern gerne Vorfahrt. Das wird jedes Mal mit dem Shaka bedankt, dem Hang loose-Zeichen. „Thanks bro´“ rufen uns die Hawaiianer zu. Danach noch Bananen-Kuchen in Ted´s Bakery, der besten Bäckerei auf Oahu. Der Tag endet am Sunset Beach ohne Sunset. Die Wolken waren diesmal schneller.
Im Hostel wartet wie gestern ein träger, dicker Typ auf uns, der von morgens 9 bis spät in die Nacht vor dem Fernseher sitzt. Ich erfahre, dass er seit 4 Wochen im Hostel ist. What the hell is he doin´ ??? Anyway, ich nenne ihn Television Man. Auch, als ich Wochen später erneut an die North Shore fahre, sitzt er in seinem Fernsehsessel…
Ich stehe relativ früh auf und treffe mich mit Steffi zum Frühstück. Ich schütte meine Cornflakes in die Schüssel und lasse vor Schreck fast die Packung fallen. Kommt da doch ein grüner Gecko mit raus. Hat sich’s in meinen Schokoflakes bequem gemacht. Marcus ist gestern Abend schon zurück nach Honolulu. Die Arbeit ruft. Dass er gar nicht in LA wohnt, sondern hier, erfahre ich von Steffi. Einheimische dürfen nicht in Hostels schlafen.