Kalaupapa

Wunderschön, aber unzugänglich und mit dunkler Vergangenheit: Auf der Kalaupapa-Halbinsel auf Molokai wurden jahrelang Lepra-Kranke Hawaiianer zwangsweise vom Rest der Welt isoliert. Auch heute ist es relativ schwer, dort hinzukommen. Molokai ist eine von den kleineren hawaiianischen Inseln. Nur etwa 8000 Leute leben dort, dazu kommen noch ca. 1000 Touristen – sehr wenig im Vergleich zu den anderen Inseln. Erst bei meiner 7. Hawaii-Reise wage ich die kostspielige Reise nach Molokai. Mit das größte Highlight ist Kalaupapa. 22 Kilometer Küste mit teilweise bis zu 1000 Meter hohen Klippen. Wohl die höchsten Seeklippen der Welt. Hier gibt es keine Straße, kaum Menschen. Die Küste ist völlig unzugänglich, schroff und abweisend – bis auf ein kleines Fleckchen. Die Kalaupapa-Halbinsel.

Kalaupapa

Die Lepra-Kranken wurden von ihren Familien getrennt, unter Zwang nach Kalaupapa gebracht und dort mehr oder weniger sich selbst überlassen – zumindest in den ersten Jahrzehnten der Lepra-Kolonie. Was von hier oben aussieht wie ein kleines Tropen-Paradies wurde für die Bewohner zur Hölle. Erst 1873 kam Father Damien auf die Insel und tat viel gegen die katastrophalen Zustände. Er baute mit Hilfe einer deutschen Krankenschwester Unterkünfte und ein Krankenhaus, bis er einige Jahre später selbst an der Krankheit starb.

Father Damien´s Church
Father Damien´s Church
Grab von Father Damien
Grab von Father Damien

Diese Geschichte ist zugleich faszinierend und angsteinflössend. Ich will unbedingt da runter. Aber das ist gar nicht so leicht. Wer nach Kalaupapa will, braucht einen Passierschein von Hawaiis Gesundheitsbehörde und dem Nationalpark und hat im Grunde nur drei Möglichkeiten: mit dem Flugzeug (extrem teuer), zu Fuß wandern (extrem anstrengend) oder sich von einem Maultier tragen lassen. Ich entscheide mich aus Kostengründen für den steilen Fußweg. So anstrengend ist er aber gar nicht. Man kann durchaus auch ohne gebuchte Tour die steile Felswand über gute 500 Höhenmeter runtergehen, allerdings nur bis zum Anfang von Kalaupapa. Möchte man die steilen Klippen, die Lepra-Station oder die Kirche besichtigen, an der Father Damien begraben liegt, so bleibt einem nichts anderes übrig, als eine kostenpflichtige Tour zu buchen.

Der Weg bietet ständig tolle Aussichten auf die Halbinsel und den tiefblauen Pazifik. Unten angekommen, treffe ich einige andere Wanderer und auch gehfaule Touristen, die sich für den Maultier-Ritt entschieden hatten. Wir steigen in einen alten gelben Schulbus und werden von einem Guide über die Insel gefahren. So paradiesisch und ruhig hier alles ist, so bedrückend ist es wegen der Geschichte der Lepra-Kranken um Father Damien. Das klare, blau-türkise Wasser an der Küste sieht so erfrischend aus, das ich am liebsten hineinspringen würde, aber wir haben einen engen Zeitplan. Letzter Halt ist die schöne Kirche mit Damien´s Grab, dahinter die grünbewucherten Felsklippen. Eine traumhafte Gegend, in der ich gerne länger geblieben wäre. Aber eben auch eine Gegend, die nachdenklich macht.

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