Um 3 stehe ich auf und treffe die Berner, Mareike aus München und zwei Amerikanerinnen, die mit mir den angepriesenen „schönsten Sonnenaufgang der Welt“ im Haus der Sonne erleben wollen. Der Sternenhimmel verspricht klare Sicht auf dem Krater des Haleakala. Eine gut ausgebaute Straße windet sich im Zickzack zum 3000 Meter hohen Gipfel des Berges hinauf, auf dem Halbgott Maui einstmals die Sonne gefangen nahm. Mit Jeans, Pulli und Winterjacke ausgerüstet, erreichen wir morgens um 5 den Kraterrand. Es ist nur knapp über 0 Grad, die Amerikanerinnen wollen mir partout nicht glauben, dass es dort oben etwas frisch ist. So verbringen sie die Zeit im Auto und verpassen somit ein großartiges Naturschauspiel.

Langsam bildet sich ein roter Schleier über den Wolken. Die ganze Prozedur dauert bis zur totalen Helligkeit bis halb 7. Wie ein romantischer Blockbuster im Kino. Schon Mark Twain beschrieb den Sonnenaufgang im „Haus der Sonne“ als beeindruckendes Erlebnis. Zum Rot gesellt sich Orange und Gelb, bis der golden-gelbe Feuerball am Horizont erscheint. Er strahlt die Wolken rosa an, die langsam über den Kraterrand fließen. Dazu singt eine Park-Rangerin beschwörende Hawaii-Gesänge für die etwa 150 Schaulustigen. Der Jubel ist grenzenlos, als die Sonne über dem Krater erscheint. Als wäre ein Sonnenaufgang etwas Besonderes. Ist er.

Die frisch angestrahlten farbigen Krater sind eine Wucht. Unzählige Kilometer an Mondlandschaft, die sich weit unter uns bis zum Meer erstrecken. Der Krater strahlt eine ungeheure Opulenz und Gewaltigkeit aus, man spürt geradezu die Entstehung der Welt. Wenn man vom Gipfel nach Südwesten blickt, entdeckt man die Insel Kahoolawe, die aber aufgrund von militärischem Sperrgebiet nicht besucht werden kann. Die andere kleine Insel ist die „verbotene Insel“ Niihau, die passenderweise einer Familie Robinson gehört. Besuchern ist auch hier der Zutritt verwehrt, weil Sitten und Gebräuche der 250 Eingeborenen bewahrt werden sollen.
Das echte Schauspiel spielt sich allerdings zu unseren Füßen ab. Wir sind dermaßen angetan von dieser bunten Landschaft, dass wir die vom Banana Bungalow organisierte Sliding Sands-Trail-Tour auf keinen Fall verpassen dürfen. Auf dem steilen Rückweg schwächeln die Bremsen. Das Auto wird kurzerhand umgetauscht und wir erhalten einen dekadenten blauen Ford Mustang Cabrio.
